Montag, 30. November 2009

Drachenfutter ...

Essen reloaded.

"Schatz - kommst Du essen?"
Das tut er.
Kaum hat er die Küche betreten hör ich: "Oh - es gibt Alaska-Seelachs!". Fisch mag er eh nicht so - ist aber gesund! Was schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass wir den Abend zuvor einen Beitrag im Fernsing sahen, der nahelegte, dass Seelachs eher auf die Rote Liste, denn auf den Teller gehört.
Mein Kritikohr stellt sich auf, noch ist aber alles im grünen Bereich, so dass ich lediglich "Ist Rotbarsch - auch nicht viel besser.... Hatte ich aber noch in der Truhe - war schon tot..." murmel.
Alex setzt sich und überwacht kritisch das Beladen seines Tellers.
Als er der Bohnen ansichtig wird (wir erinnern uns: bekömmlicher Garzustand versus Bißfestigkeit!) schiebe ich vorauseilend "Die sind von gestern..." ein.
Darauf er: "Hab ich mir schon gedacht, dass du das SO nicht geplant hast."
Das Kritikohr ist jetzt garantiert faltenfrei und arbeitet am Rand seiner Kapazität. Es hört: "Du Schussel knallst doch eh alles völlig planlos in den Pott!" - darum sage ich: "Klar war das so geplant! Warum denkst du das??"
"Weil Bohnen nicht zu Fisch passen!"
Boah... Aha... Selbst gerade mal mit Mühe eine Dose öffnen, aber dann nicht unbedingt erhitzen können, und gleichwohl den Gourmet-Papst raushängen lassen!
"WER sagt, dass Bohnen nicht zu Fisch passen??" fauche ich.
"Das PASST eben einfach nicht!" -
"Tut es wohl! Finkenwerder Scholle zum Beispiel!" -
"Keine Lust, mit dir zu streiten", sagt Alex und läßt mich, vor unberührten Tellern mühsam um Fassung ringend, in der Küche sitzen ...

Nach anderthalb Tagen Sendepause (mein Küchen-DAU inzwischen deutlich unterzuckert) versuchen wir mit Hilfe moderierender Freunde zu ergründen, warum immer wieder scheinbare Nichtigkeiten die Scheiße den Ventilator, respektive die Dunstabzugshaube treffen lassen.

Mühsam.

Alex findet, ich sei ein empfindliches DING - ich will kein DING sein und versuche zu erklären, wie sehr mich sein Genörgel und die zumindest unterstellte mangelnde Wertschätzung kränkt. Und dass es mich überhaupt nur so erwischen kann, weil ich mich bedeutungslos und unmaßgeblich fühle, mit nichts mehr punkten kann, außer einem sauberen Haus und halbwegs genießbarem Essen.

Dann ist er plötzlich weg und steht 30 Minuten später mit 'nem Strauß Rosen und Marzipanherzen da (hat er schnell an der Tanke geschossen) - und ich dummes, empfindliches DING fange doch tatsächlich an zu heulen... obwohl wir ja immer noch Besuch haben ...

Alles ist wieder gut. Er nimmt mich in den Arm, sagt, dass er mir doch nicht habe wehtun wollen. Ich schmelze dahin, nicht ohne in einer sonderbaren Außensicht meiner selbst den Kopf darüber zu schütteln, wie simpel ich doch gestrickt bin.
Ich komme mir so dumm vor, so ... Klischee ... Und furchtbar abhängig.
Gleichzeitig merke ich, wie sehr ich ihn liebe und das ist so überwältigend, dass ich einfach weiterflenne ...

Mittwoch, 25. November 2009

Lift-off ...

ich ...
ich und ER ...


Mann ...
Wann ist ein Mann ein Mann?

"Ich denke - also BIN ich!", sagt mein Mann. Ein Mann eben.
Mein Mann ist gerade mal ein Jahr alt. Biologisch natürlich nicht - sonst wäre er ja nicht mein Mann.
Aber mental halt.
"Liebst Du mich?" frag ich. "Klar, Maus", sagt mein Mann. Nicht ohne hinzuzufügen: "Oder glaubst Du, ich mach' Liegestütze??" Hö-hö ...
Kann er sich nicht verkneifen. Die größten Kritiker der Elche war'n früher selber welche ... Pubertät ist ein schmerzhafter Prozeß.
Ich versuche tapfer, entspannt zu bleiben, sonst wird es jetzt nämlich auch für mich recht schmerzhaft.

Mein Mann sagt gern: "Ich war eine Dose!". Und strahlt mich an.
Das bezieht sich auf eine angejahrte Recycling-Kampagne aus den 80ern.
Und weil im Universum alles nach Ausgleich strebt, fällt mir geradezu zwingend die vakantgewordene Dosenrolle zu.
Was mich nun auch nicht vollumfänglich verstört, war ich doch nie wirklich Manns genug.

Mein Mann sagt: "Männer sind so!", zeigt Zähne, was er für Lächeln hält, und ich frag mich, ob ich GLEICH in Tränen ausbrechen soll, oder lieber später, damit er nicht ünglücklich wird, weil ich so unglücklich bin.
Scheiß Hormone.
Dabei bin ich gar nicht so oft unglücklich, wie er denkt.
Aber manchmal eben schon. Davon später.

Zurück zu meinem Mann.
"Das bisschen Haushalt ...", sagt mein Mann. Und wölft das Essen runter, dessen Zubereitung mich eine Stunde gekostet hat, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Bohnen ruhig ein wenig bißfester sein könnten.
Da beschlägt mir schon wieder die Sehhilfe, was ich taktisch clever auf die den Kochtöpfen entweichenden Dämpfe schiebe, und ich fühle mich unverstanden.
Er sich postwendend natürlich auch gleich wieder.
"Du verstehst mich nicht, weil Du kein Mann bist!" Sagt mein Mann.
"Aber DU musst mich doch verstehen! Du warst schließlich selbst mal Frau!" memme ich. "War ich nicht." sagt mein Mann.
Und: "Siehst Du: Du verstehst mich nicht!"
Jetzt bin ich doppelt unglücklich. Weil ihn mein Essen nicht vom Hocker reißt. Und weil ich keine gute Frau bin. Sonst bekäme er von mir ja das Verständis, das er verdient.

Er verdient nämlich alles.

Nicht nur alles, alles Geld - sondern eben auch Anerkennung, Verständnis, Aufmerksamkeit, regelmäßigen Sex und so.
Ich... verdiene gar nix. Kein Geld zumindest.
"Du bist ganz schön teuer!" sagt mein Mann. Das mag ich nicht gerne auf mir sitzen lassen und husche, weil wir in Villabajo ja GERNE etwas länger schrubben, in die Küche, hole neue Zigaretten, mixe Apfelschorle, mache Schnittchen - gern auch nachts um halb eins.
Will ich wissen, welcher Wochentag es ist, schau ich eben ins Fernsehprogramm, damit ich mir nicht des Sonntags bei Aldi eine blutige Nase hole.

24/7 x 52. Nix Feierabend, nix Wochenende. 320 Quadratmeter Deutschland (ich dachte, ich erwähn das mal - wir haben nicht das kleinste aller Häuser).
"Jammer nicht!" sagt mein Mann. Und: "ICH hab es ja wohl auch nicht leicht!"
Das stimmt. Das hat er nicht. Nicht in diesem Weiberhaushalt mit zwei Töchtern, zwei Sekretärinnen, einer nierenkranken Seniorenkatze - und mir.
Er arbeitet wirklich viel. Er fragt sich: "Schaff ich das?" - und sorgt sich. Und schläft schlecht. Und arbeitet noch mehr.
Ich schlaf dann im Kinderzimmer, weil er dann ein bisschen besser schlafen kann. Und nicht wach wird, wenn um 6:15 mein Wecker geht.

Ich frag mich: " Schaff ICH das??" - bin ich wenigstens Manns genug, Frau zu sein??

Viel zu sagen hab ich nicht. Aber allerhand zu schreiben.

Ich denke - also blog ich. So!

Und ich verspreche, nicht ständig zu jammern.
Weil...
Ich liebe ihn schon sehr, meinen Kerl. Und er mich doch auch!

Und na klar ist das alles auch spannend. Und interessant und so.

Wir sind noch nicht so lang verheiratet.
Zwei schier endlose Odysseen münden in eine gemeinsame Reise.
Riskantes Experiment in Echtzeit unter Real-Life Bedingungen.
Ein Tunnelspiel.
Von dessen Etappen ich zukünftig zu berichten versuchen möchte.

Jetzt aber erstmal schnell zurück in die Herdumlaufbahn!
Danke fürs Lesen.