Montag, 31. Mai 2010

Rabeneltern!

Luftschlacht um Uetersen!

Weil ich irgendwie meiner hartnäckigen Schreibblockade zu entfliehen trachte, aber, da bei uns - bei mir - gerade so viel passiert, gar nicht weiß, wo anfangen, schreibe ich halt über heimische Flora und Fauna. So! ;-)

Der florale Teil besteht in diesem Fall aus einem etwa 100-jährigen Birnbaum in unserem Garten (so alt wie das Haus und komplett mit Efeu überwachsen) - den Vertreter der Fauna stellt der lärmende, aber gleichwohl überaus liebenswerte Stamm der Corvus Corone (vulgo Aas- oder Rabenkrähe) in Gestalt eines frierenden, immer hungrigen und offenbar tödlich gelangweilten Krähenkindes.
Das nämlich sitzt seit Samstagmorgen, fast flügge und daher wohl so um die 30 Tage alt, auf dem obersten Sproß des erwähnten uralten Obstholzes und wird wohl bald verwaschen grau aussehen, weil es zwischen all den Schauern kaum Zeit zum Trockenschütteln und -putzen findet.
Uns (und besonders mich, die ich das Privileg hatte, etwa fünf Jahre lang eine halbblinde Krähe zu päppeln) dauert das sehr. Wir können aber nichts tun: Das verfrorene Viecherl thront etwa acht Meter über dem Boden und ist damit unserem sorgenden Zugriff zuverlässig entzogen.
Eigentlich müssen wir aber auch gar nichts tun, weil die Altvögel regelmäßig nach dem Rechten schauen und auch füttern - es ist üblich, dass Krähenjunge kurz vor flügge aus dem Nest kegeln und dann halt da weiterversorgt werden, wo sie gelandet sind.
Krähen - wie alle Rabenvögel - sind nämlich entgegen landläufiger Meinung außerordentlich liebende Eltern, die im Zweifelsfall eher selbst verhungern, als dass sie die Brut darben ließen und diese zur Not mit dem eigenen Leben verteidigen.

Ein Paradebeispiel dafür bot sich uns heute Morgen, als wir im Garten standen und plötzlich ein Graureiher zum Greifen nah über uns hinwegzog, dabei dem Jungen bis auf etwa einen Meter nahekam.
Pfeilschnell und wie aus dem Nichts waren die Eltern zur Stelle und attackierten den entsetzten Reiher so heftig, dass der wie eine Rakete davonzischte und künftig wohl die Umgehungsroute fliegen wird.
Wer Krähen kennt, weiß, dass denen wirklich nix fies ist und dass sie sogar Menschen auf die Hörner nehmen, wenn sie Gelege oder Nestlinge in Gefahr wähnen. Habichte, die sich gern an Krähenküken gütlich tun, auch Bussarde, werden sogar prophylaktisch angegriffen und sehen, trotz Größen- und "Waffen"vorteil, selten eine Schnitte in so einer Auseinandersetzung.

Mein "Krähisch" ist zwar ein wenig eingerostet und hat auch damals meinen sehbehinderten Corviden nicht eben von der Stange gehauen, aber ich krächze dem kleinen schwarzen Desperado dennoch unverdrossen etwas vor und werde mittlerweile sogar gelegentlich einer Antwort gewürdigt.
Das arme Ding muss sich wirklich sehr, sehr langweilen... ;-)

Der Begriff "Rabeneltern" kommt übrigens von der Angewohnheit junger Raben, praktisch rund um die Uhr zu quengeln und wie am Spieß zu schreien - weshalb die Menschen früher glaubten, die Altvögel ließen sie hungern...

Nachtrag: Als ich eben in den Garten kam, um ein eventuell besseres Bild zu machen, hatte der kleine Dinosaurier gerade beschlossen, es doch mal mit Fliegen zu probieren! 
Weg isser - in ein hoffentlich erfülltes Corvidenleben, das ja immerhin gut 40 Jahre währen kann! :-)

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