... und wie man seinen Mann verkauft!
Ist das schon so lange her? Wirklich schon wieder ein Jahr?
(Danke, Reinhard!)
Ein Jahr stumm.
Ein Jahr im Limbus, im Fegefeuer ganz persönlicher Eitelkeiten.
Ein Jahr wie in Zeitlupe, in zäher Gallerte - Alptraum ohne Hoffnung auf Erwachen.
Ein Jahr.
Von nunmehr 52.
Teuer war es - realisierter Verlust rund 25 K.
Mühsam auch - ich wäre (und bitte, Leute - ich bin nun wirklich keine Drama-Queen!) fast daran gestorben.
Nicht einmal weinen konnte ich zum Schluß - keine Kraft ... der Brunnen leer.
Obwohl ich doch immer so stolz war auf meine Emotionalität ...
Weil ich es fließen lassen konnte ...
Weil ALLES fließt!
Weil ich zu meinen Schwächen, zu jedem Kummer stehen konnte.
Leere.
Limbus.
Betrachte ich das verflossene Jahr (Doch-doch-doch: Panta rhei!) weiß ich gar nicht, wo beginnen.
Wie erkläre ich mir und anderen, warum ich habe mit mir geschehen lassen, was geradezu griechisch-tragödisch mit bald stoischer Konsequenz mich den Abgrund schauen ließ? Lassen musste?
Den meinen, wie auch den meines Mannes??
Was mir half (und mich letztendlich rettete), waren Freunde, meine Familie, mein Kind.
Auch, wenn euch das an dieser Stelle eventuell peinlich sein könnte:
Lily und Eugene ... wenn ihr mich nicht mit beispielloser Beharrlichkeit immer wieder angestubst hättet ...
Gefragt, ob ich noch lebe.
Wie es mir ginge...
Obwohl ich genauso beharrlich (falscher Terminus: war ich doch schlicht zu keiner Antwort fähig) schwieg.
JETZT kann ich darum weinen.
Weil es mich glücklich macht und reich beschenkt fühlen läßt, Menschen etwas zu bedeuten, nicht ganz so grau, klein und wertlos zu sein, wie ich mich einfach viel zu lange gefühlt habe ...
Ehe diese Epistel jetzt zu kryptisch und zu sentimental gerät (wobei ich nun einmal ein sentimentales Huhn BIN - und das auch zu bleiben gedenke!):
Alex und ich haben uns Anfang des Jahres entschieden, das unheilvolle Experiment unserer Ehe zu beenden (eigentlich nicht gaaanz korrekt: ICH habe nämlich IHM den Laufpaß gegeben!), ich bin dabei, das Viel-zu-große-Haus zu verkaufen (und damit meinen Kerl gleich mit - es sei denn, er hat diesmal genug Arsch in der Hose, um sich etwas Anderes zu suchen) und werde mit der Mutter meines Kindes (samt Gör, aber das versteht sich wohl von selbst!) in ein vergleichsweise winziges Doppel-Holzhaus ziehen.
In "allen Ehren" natürlich, weil sie (die Kindsmutter, worum ich sie auf ewig glühend beneiden werde!) nun mal nicht lesbisch ist (ich - um der Wahrheit die Ehre zu geben - allerdings wohl auch nicht).
Dass das überhaupt möglich ist, verdanke ich meinen Eltern (Hallo, beste Eltern der Welt!), die - mit schier unvorstellbarem Einfühlungsvermögen - genau den richtigen Zeitpunkt abgepaßt haben, an dem ihre seltsame Tochter wirklich bereit zu einer veritablen Häutung war!
Die nämlich kauften das besagte Häuschen und vermieten es uns weiter.
Unglaublich, oder??
Irgendwie bin ich schon ein ziemlich glücklicher Pilz!
Wo ich gerade von Häutung spreche - hier ein Gedichtchen:
Haut
Häute mich
Häute DU mich
Häute mich
ICH häute mich!
Heute Du
Morgen ich
Britta/08
Das habe ich einst aus ganz anderem Anlaß geschrieben.
Paßt aber immer! Irgendwie. Hehe ...
Die Märchenprinzessin ist tot.
Die Märchenprinzessin??
Na - die Schönwetter-Frau.
Die, die sagt: "Wenn ich erst nicht mehr als Mann leben muss, wird alles SCHÖN!"
Wenn ... WENN man - wie ich! - die letzten Jahre Weiblichkeit von ganz unten am Laternenpfahl hat kennenlernen müssen ... und DENNOCH jetzt endlich (nach gefühlten 1000 Jahren, aber zumindest nach Jahrzehnten!) Namens- und Personenstandsänderung beantragt (und, so wie es aussieht, auch bekommt!), KANN es wohl kaum mit einem verschwiemelten "Frauen sind die besseren Menschen und haben es deshalb leichter" zu tun haben, oder??
Demnächst mehr.
Auch darüber, was für einen Anteil die besteste Tochter der Welt an all den Veränderungen hatte.
Demnächst. Was ja, wie ihr wißt, auch durchaus ein Jahr heißen könnte - aber ... Promise! ... diesmal nicht ganz so lange dauern wird! ;-P
Ach - ehe ich jetzt todmüde, aber glücklich ins Bett krieche, gleich noch ein Gedichtchen:
Phoenix
Ich kam der Sonne nah -
der Wind nahm meine Federn.
Nach endlos tiefem Fall spür' ich den Boden wieder.
Nun heißt es leiden, wie alle Opfer litten,
die Waage wies zu lange Soll.
Und leiden will ich, leiden werd' ich,
begleichen werd' ich meine Schuld.
Und zahle bar: die Stirn im Staub,
knietief im Schmutz, barfuß in Scherben
und Tonnen Asche auf mein Haupt.
Das steh' ich durch, das bricht mich nicht,
es sei ein Fest: Die Queen ist tot!
Denn einmal werd' ich wieder fliegen,
vom Schafspelz wird kein Wolf zum Lamm.
Erstehe neu, klopf mir die Asche vom Gefieder,
steig' unaufhaltsam auf und zieh am Himmel
- wild, vogelfrei und grausam -
alleine meine stolzen Kreise!
Dann gnade GOTT Dir, Deinen Brüdern
und jedem, der den Blick noch hebt
Britta/93
Gehabt euch wohl - wo immer ihr auch seid.
Gute Nacht John-Boy, gute Nacht Mary-Ellen, gute Nacht Deutschland!
Wer immer das auch lesen mag - ich liebe dich.
Weil Liebe das An und Um ist.
Bierernst meint das - das Brittalein! :-))
.
vor 7 Monaten