Educating Britta - Lektion 2
"Wer sich nicht wehrt - kommt an den Herd!" steht auf einer Kachel, die Brittas Kochstelle schon zierte, als Alex noch nicht in ihr Leben getreten war.
Dieser ursprünglich gar nicht so lustige Slogan der Frauenbewegung findet sich mittlerweile auf allerlei launigen Grußkärtlein, muß sogar als lind'scher Buchtitel herhalten und war das Geschenk einer Freundin, die sich eigentlich nicht viel dabei gedacht hatte.
Seit Britta doch erheblich mehr Zeit quasi Aug in Aug mit dieser bösen Kachel verbringt, erhält die keramikgewordene Aussage viel von ihrer ursprünglichen Brisanz zurück.
Alex ißt zwar gern, kocht aber lausig, was er aber jetzt natürlich auch nicht mehr muss.
Britta hingegen hat immer gern gekocht, kann das auch halbwegs zufriedenstellend, spürt jetzt aber, da da die Kür der täglichen Pflicht gewichen ist, doch gelegentlich die damit einhergehende Last.
Heute kocht Britta Rosenkohl - ein Gemüse, dass sie selbst mit Inbrunst verabscheut, aber der Abwechslung halber und weil Alex das gerne mag, murrend und knurrend eingekauft hat.
Soll ja auch gesund sein - angeblich hat der Erfinder des Zeugs da irgendetwas reingetan, was freie Radikale bindet.
Britta - auch eine ehemals freie Radikale - bindet sich die Schürze um und macht sich mißmutig ans Werk.
"Oh - Rosenkohl!" sagt der beste aller Gatten, als er mal wieder in der Küche vorbeischaut und nickt beifällig.
"Jaaa... ätzend... nur wegen DIR!" kann sich Britta nicht verkneifen, die seit gefühlten drei Stunden (werden wohl so 20 Minuten gewesen sein) an den winzigen Kohlröschen herumschnippelt.
"Hätteste ja nicht kaufen MÜSSEN..." - Hmm... da hat er Recht. Das ist, genaugenommen, wieder so ein Fall vorausheulenden Gehorsams, bei dem Britta sich in letzter Zeit des öfteren ertappt.
Beim Essen kommen wir irgendwie auf Eva Herman.
Als Buch, Diskussion und anschließender Rauswurf noch frisch waren, haben wir uns beide - natürlich ohne uns der Mühe zu unterziehen, das Buch zu lesen - über die Autorin und ihre anachronistisch anmutende These lustiggemacht. Wir waren uns einig, dass eine Frau, die eine beeindruckende Karriere hingelegt hat, nach drei ruinierten Ehen mit gerade mal einem Kind (dem bezeichnenderweise in öffentlichen Foren Drogenkonsum unterstellt wurde - spannende Theorie angesichts der Tatsache, dass der Bengel in diesem Jahr gerade mal 13 werden wird) nicht eben als leuchtendes Beispiel für zukünftige demütig-glückstrahlende Heimchen am Herd durchgehen könne.
Alex steht auch noch voll und ganz hinter seiner damaligen Meinung - ich aber stelle fest, dass mir die kategorische Ablehnung nicht mehr ganz so locker von der Hand geht.
Liegt das vielleicht daran, dass sich meine Lebensrealität doch deutlich stärker geändert hat?
Alex tut ja im Wesentlichen, was er immer schon getan hat: Arbeit hat höchste Priorität, Kinder und Haushalt subsummieren sich irgendwie und können jetzt endlich ziemlich vollumfänglich delegiert werden. Erkauft wird das mit noch mehr Arbeit und größerer Verantwortung, ruft natürlich auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit der männlichen Rolle und zunehmende Indentifikation damit hervor.
Mich aber scheint der vollzogene Paradigmenwechsel doch mehr in Mitleidenschaft zu ziehen: Ich beobachte bei mir ja schon seit längerem einen verwirrenden Wertewandel, der mir unter anderem die herman'schen Thesen als auf einmal gar nicht mehr sooo absurd erscheinen läßt.
Alexianischer Rest-Feminismus (auch vielleicht ein von mir unterstelltes schlechtes Gewissen in Bezug auf eine nicht zufriedenstellend ausgefüllte Mutterrolle) und mausiologische Neo-Häuslichkeit prallen fröhlich aufeinander, derweil mein Mann den zartgedünsteten (Ha! Bißfest!) und anschließend liebevoll mit Käse überbackenen Rosenkohl verschlingt (guuutes Rezept - so bekam selbst ICH das Zeug einigermaßen herunter!).
Je mehr wir uns also in unsere jeweiligen Positionen hineinsteigern, desto auffälliger wird, dass wir seinerzeit erschütternd unreflektiert die damals vorherrschende Medienmeinung übernommen haben, weshalb wir nach dem Essen, jeweils vor unseren Rechnern grummelnd, die tatsächlichen Begebenheiten zu recherchieren versuchen.
Schnell - und relativ einhellig - wird uns klar, dass die Herman damals regelrecht öffentlich exekutiert wurde. Die berüchtigte Kerner-Sendung, in deren Verlauf sie schließlich wie ein unartiges Kind des Studios verwiesen wurde, findet sich - teilweise erhellend kommentiert - im Netz.
Erstaunlich, wie ein biederes Ratgeber-Büchlein, das doch eigentlich auf der sonst nicht wirklich einer kritischen Betrachtung unterzogenen Mars-Venus-Zuhör-Einpark-Welle daherdümpelt, zu so geradezu haßerfüllten Reaktionen führen konnte...
Oder doch nicht so erstaunlich, weil Feministinnen den damals eingeschlagenen Weg, der längst von der erkämpften Option zum Imperativ geworden ist, als doch nicht sooo richtig befriedigend empfunden haben, sich das aber nicht so recht eingestehen mögen??
Bellen da getroffene Hunde? Oder geht es tatsächlich um berechtigte Sorge vor einem Roll-Back, der mühsam Errungenes in Frage zu stellen droht?
Das fragt man sich doch - als bundesdeutsche Hausfrau.
Alex fragt sich das natürlich nicht und interpretiert Textauszüge und von Herman verfaßte Artikel SO anders, dass ich an meiner Wahrnehmung zu zweifeln beginne...
Ich meine - die Situation ist doch an Absurdität kaum zu überbieten: Da sitzen eine manngeborene Nur-Hausfrau und ein fraugeborener Voll-Jurist und kriegen sich fast über ein Buch in die Wolle, das die Freuden naturgegebener Mutterschaft besingt!
ER tobt, dass eine Frau gefälligst arbeiten gehen solle (Aha! Und WARUM darf ICH das dann nicht??), weil 40 Jahre Emanzipation und der aufopferungsvolle Kampf unzähliger Frauen sie dazu in den Stand gesetzt hätten, während SIE vor Mitleid mit ihrer gescholtenen Geschlechtsgenossin fast zerfließt und darauf pocht, dass Hausarbeit und Kindererziehung in dieser Gesellschaft viel zu wenig Ansehen genössen, ja - schon fast ehrabschneidend geringgeschätzt würden.
Ganz großes Kino!
Für mich in diesem Zusammenhang besonders interessant: Alex behauptet, dass die von Kerner geforderte Entschuldigung das Diskussionsklima entspannt und Frau Herman den beschämenden Rauswurf erspart hätte. Auf meine Frage, ob er denn auch von einem MANN eine derartige Goodwill-Entschuldigung verlangt hätte, guckt er mich mit großen Augen an. Also nicht.
Hmmm... Das ist ja putzig: Von Frauen wird Konzilianz bis zur Selbstverleugnung erwartet, damit man sich überhaupt mit ihnen auseinandersetzt? Sie sollen sich ruhig schon mal vorauseilend entschuldigen - auch und gerade, wenn wie in diesem Fall so überhaupt kein Grund dafür besteht - am besten offenbar für ihre ganze nichtswürdige Existenz? Im Gegenzug wird ihnen dann - eventuell! - die Gnade zuteil, dass ihr Standpunkt einer etwas objektiveren Betrachtung unterzogen wird?
"Tja", sagt Alex, "ENTWEDER mit den großen Jungs im medialen Haifischbecken plantschen - dann aber nicht quengeln! ODER zurück an den Herd, wie sie es in ihrem Machwerk als so erstrebenswert anpreist - und dann erst recht die Pappen halten!"
Das nimmt sich Britta jetzt leicht verschüchtert zu Herzen und sagt lieber nix.
"Ist doch wahr!" brummt Alex schließlich.
"Ja, Schatz...wenn du es sagst..." seufze ich... :-/
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vor 4 Tagen
Oh den Post muss ich natürlich noch ausführlichst kommentieren - wahrscheinlich zur großen Überraschung aller lesenden und beteiligten... Leider muss ich jetzt arbeiten - aber wenn ich heute Abend zu Hause bin, werde ich das ausführlichst nachholen!
AntwortenLöschenVersprochen!
Bis dahin liebe Grüße und einen schönen Tag
Dat Sissy
http://www.familyfair.de/component/option,com_kunena/Itemid,985/catid,17/func,view/id,77/
AntwortenLöschendanke für Ihren fairen und differenzierten (aber dennoch "zwischendurch amüsanten", jedenfalls sehr "lebendigen")comment: das tut gerade im zusammenhang mit diskussionen um frau herman ausgesprochen gut!
Ganz egal, was nun "dran" ist- es ist für mich erschütternd, wie schnell und radikal sich die Fronten verhärten, sobald in "dießem, unßerem Lande" diese Auseinandersetzung geführt wird. Von Rechten, deren Inanspruchnahme inzwischen zur Verpflichtung wurde, bis zu ehemals angeblich schreiend ungerechtem Lebendigbegrabensein am Herd, welches heutzutage als eine Art unrechtmäßig erlangter Dauerurlaub diskreditiert ist, bleibt kein Argument und kein verbaler Schlagstock ungeschwungen. Es ist so ein wenig wie bei der Fußballweltmeisterschaft: Jeder, aber auch jeder weiß besser Bescheid als die, die "aufm Platz" sind. Munter und bunt wird durcheinander theoretisiert, und keiner hört dem anderen zu.
AntwortenLöschenEs wär zur Abwechslung mal so schön, wenn die Polemik in den Kellern bliebe, und in den Büros und Küchen jeder Mensch erstmal genau das tun dürfte, was er/sie wollte. Nachdem man ihr/ihm Gelegenheit gegeben hat, sich eine Meinung zu bilden. Und dann wär es einfach nur geil, wenn sie/er seine/ihre Entscheidung einfach mal nicht rechtfertigen müsste.
Aber über das Paradies haben schon ganz andere geschrieben als ich :-)
Danke, das Posting ist klasse.
Hmmm also ohne jetzt die Diskussion über Frau Hermann näher verfolgt zu haben, habe ich da so meine eigene Theorie - für die ich wahrscheinlich gesteinigt werde - aber darauf lasse ich es ankommen:
AntwortenLöschenMir geht es NICHT darum, irgendwelche Klischees wieder aufleben zu lassen oder irgend jemanden zu beleidigen - das ist jetzt ganz allein meine Meinung - und wem die nicht passt, der brauch sich ja nicht mit mir abzugeben.
aaaaalsooooooo - ich finde, dass ein Kind, bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres zur Mutter gehört - und nicht in die Obhut einer Kindergärtnerin / Tagesmutter oder sonst wem. Nein, zur Mutter. Ich finde, wenn ein Elternteil regelmäßig zu Hause ist, wenn das Kind nach Hause kommt (sprich z.B. Halbtagsjob ab dem 3. Lebensjahr - also Kindergarten), dann bekommt das dem Kind besser. Meiner Meinung nach.
Eine Frau muss ja nicht Ihr Leben lang aufhören zu arbeiten, "nur" weil sie ein Kind bekommen hat - aber die Prioritäten sollten verlagert werden. Ich setze doch kein Kind in die Welt, damit andere es versauen! Ich möchte dem Kind doch meine Wertvorstellungen vermitteln und meine Liebe mit auf den Weg geben. Ihm den bestmöglichen Start ins Leben ermöglichen.
Blöd ist halt nur, dass sich das die wenigsten leisten können....
Tragisch finde ich das besonders bei sozial schwachen Familien - in denen beide Elternteile NICHT arbeiten gehen - die Kinder aber häufig total vernachlässigt werden - und das wo die Eltern doch Zeit hätten, sich um ihre Kinder zu kümmern. Mit ihnen spielen, auf den Spielplatz gehen, Spazieren gehen (kostet alles kein Geld) Aber nööö, die werden vor die Glotze gesetzt und sich selbst überlassen (nein, das ist nicht in jeder sozial schwachen Familie so - aber in genügenden)
Ich hole jetzt vielleicht gerade ein bisschen weit aus... Das ist aber auch ein Thema, in das man sich total verrennen/verlieren kann. Da kommt man ganz leicht vom Hölzchen aufs Stöckchen und so......
Und eigentlich will ich mich ja auch gar nicht für meine Meinung rechtfertigen - tue ich ja eigentlich auch nicht.
Oh wow - schwierige Sache das......
Meine Meinung sieht ein bisschen anders aus- ich finde, ein Kind sollte in der Umgebung, in der es aufwächst, von liebevollen, ihrer Aufgabe gewachsenen und diese freiwillig übernehmenden Erwachsenen betreut werden. Dass Mütter qua Geschlecht das immer besser können, glaub ich nicht. Die Kernfamilienmami, die ihr Kind in idyllischer Vorortsiedlung betreut, inklusive Bastelnachmittag in der Krabbelgruppe, ist eine Erfindung des neunzehnten oder sogar erst des zwanzigsten Jahrhunderts. Zuvor haben sehr, sehr viele Familien ihre Kinder fremdbetreuen lassen- die, die etwas Geld hatten, hatten Nannies und Gouvernanten. Ärmere Leute haben vielleicht selbst betreut- aber Bäuerinnen und Arbeiterinnen haben die Kinder oft schlicht allein gelassen, weil es nämlich keine Kindergärten, Krippen und Tagesmütter gab, und weil sie arbeiten mussten, um nicht zu verhungern. Ab sechs oder sieben Jahren konnten die Kinder dann mitkommen in die Fabrik, und nicht in die Nachmittagsbetreuung, sondern an die Werkbank oder in die Gruben.
AntwortenLöschenDas war nicht suboptimal, das war, alles in allem beschissen. Deshalb hat man ja Kindergärten erfunden. Was ich damit aber sagen will, ist, dass die Betreuung der Kinder durch die Mutter nichts traditionell-natürliches ist, sondern ein Ideal. Und was manche Mutter und ihre Fähigkeiten betrifft, auch das nicht. Ich kann mich davon nicht ausnehmen- nicht nur, weil ich erst 18 war, als mein Sohn geboren wurde, sondern weil ich immer arbeiten musste. Vollzeit. Sonst hätte nämlich das Geld nicht gereicht, um auch nur das Buntpapier für die Laternenbastelei an Sankt Martin zu bezahlen.
Bevor ich arbeiten gegangen bin, habe ich eine Ausbildung gemacht, auch die mit/trotz Kind- das war, summa summarum, die beste Investition in unserer beider ZUkunft. So war ich oft eine gestresste, überforderte und zeitknappe Mutter. Die Alternative wäre gewesen, bei Eintritt der Schwangerschaft die Schule abzubrechen und mich der Betreuung des Kindes zu widmen. Ich stamme aus einem traditionellen Arbeiterhaushalt, meine Mutter war zu Hause und hat die vier Kinder betreut, so dass nicht allzuviel modisches Selbstverwirklichen auf meiner Erziehungsagenda stand, aber Ausbildung war unabdingbar- also wurde mein Sohn fremdbetreut von Oma/Opa/Onkeln/Tante und später dann vom Kindergarten.
Was ich mit diesem frühmorgendlichen Wortschwall sagen will: Wir haben keine Wahl, nicht wirklich. 90 Prozent unseres Lebens bestehen daraus, das beste aus dem zu machen, was wir vorfinden. Gute, zuverlässige Eltern (und nicht: Mütter) geben ihrem Kind das, was es braucht, auf die Weise, die mit ihrem Leben und den anderen Notwendigkeiten darin vereinbar ist. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Oh Mist, jetzt hab ich mich doch hinreißen lassen. Nix für ungut, Britta, ich wollte nicht Bloghijacking betreiben...
@amoruritme: Oh - danke schön! Ich MUSS mir jetzt enlich dieses Buch besorgen, damit dann auch ICH mal weiß, worüber ich eigentlich rede *lacht*! Aber auch jetzt schon bin ich Frau Herman dankbar, eine Diskussion befeuert zu haben, die ich persönlich für richtig und wichtig halte.
AntwortenLöschenAuf "familyfair" fanden wir übrigens den Artikel (offener Brief an Frau Käßmann), der bei uns so unterschiedlich aufgefaßt wurde und die Wogen entsprechend hoch gehen ließ...
@Sissy: Wer wollte Dich dafür steinigen?? Genau so haben meine Ex und ich unsere gemeinsame Tochter aufgezogen (wir hatten durch unsere damaligen Lebensumstände allerdings auch die Möglichkeit dazu).
Mein Mann hat es damlas langfristiger (ie: mache ich "Karriere", geht es auf Dauer ALLEN in meiner Umgebung gut!) entschieden, entscheiden müssen - SEINE Tochter war also viel bei Tagesmüttern oder Großeltern. Was aber auch nicht nur Nachteile hatte: Aus der wird trotzdem was ;-)
Ich persönlich finde es erstrebenswert, so viel Zeit wie möglich mit der Brut zu verbringen - die Gören machen ja nicht nur furchtbar viel Dreck und Mühe, sondern auch beträchtlich - Spaß! :-)
@Lily: Hey *anstrahl*! Ich schreibe zwar sicherlich nicht, um auf Teufel-komm-raus Diskussionen anzuzetteln - passiert das dann aber, finde ich das toll und aufregend! :-)
Also - immer her mit Deinen (gilt natürlich auch für alle anderen) Kommentaren! Je länger - je lieber! *nick-nick*
Ich finde auch, dass Qualitätszeit mit Menschen, die das Kind lieben oder zumindest gerne haben, am wichtigsten ist. Ob das nun Mutter, Vater, Großeltern oder liebevolle BetreuerInnen sind, ist gar nicht so entscheidend.
Die leibliche Mutter ist sicher (schon um des Stillens und der starken frühkindlichen Bindung willen) am besten. Zumindest in der ersten Zeit. Wenn das aber, aus was für Gründen auch immer, nicht möglich ist, muss man eben Möglichkeiten suchen, die für die Brut am besten sind.
Ich bin ganz Deiner Meinung, dass jeder die Tätigkeit/den Job ausführen sollte, der sich dazu am besten in der Lage sieht. Unabhängig vom Geschlecht. Schön wäre aber eben auch, wenn all diesen Tätigkeiten auch der Wert beigemessen würde, der ihnen zukommt.
Und eben das fordert die Herman ja ein: dass Erziehung und Haushalt (der ja nicht zuletzt der "Reproduktion" des Brotverdieners dient) eine geachtete MÖGLICHKEIT (gern auch für ambitionierte Väter!) bleibt - und nicht so hämisch abqualifiziert wird, wie es leider zunehmend geschieht...
Gegenwärtig wird sowohl arbeitenden Eltern, als auch denen, die der Erziehungsarbeit Priorität einräumen, mal aus dieser, mal aus jener Ecke ein schlechtes Gewissen einzureden versucht. Die daraus folgenden endlosen Auseinandersetzungen sind doch nur vergeudete Energie, die sich sicher besser für unser aller menschliches und gesellschaftliches Vorankommen nutzen ließe, glaube ich.
Eigentlich nicht viel anders, als in einer Beziehung oder Ehe: So lange beide endlose Zeit damit verbringen, auszukämpfen, wer im Haus die Hosen an hat (tatsächliche, faktische Gleichberechtigung ist mEn ohnehin pure Illusion) oder die Arbeit des jeweils anderen zu be- und entwerten, wird es keine Harmonie geben, die wiederum zu mehr Effektivität in der jeweiligen Kernkompetenz führen könnte.
Oder so... *lacht*
Da schreib ich gelegentlich vielleicht mal Ausführlicheres... ;-)
Genau, @Britta- derzeit muss frau sich für alles, was sie tut, rechtfertigen, und das ist einfach NICHT RICHTIG.
AntwortenLöschenJa, oder?? Von Frauen wird Flexibilität, Konzilianz UND Perfektion in einem Maß gefordert (leider eben selbst von Frauen!), die wir Männern nie im Leben abzuverlangen kühn genug wären (die würden sich auch schön bedanken!).
AntwortenLöschenGeht GAR nicht! Ich weiß auch nicht, was die Leute, die so derart mit zweierlei Maß messen, morgens für Pilze in ihr Müsli tun! :((
Wahrscheinlich tun ihre Mütter ihnen die Pilze da hinein. Frauen sind manchmal so bekloppt. Vielleicht kann frau sich an niemandem so gut rächen wie an der Schwiegertochter. Dasselbe fällt mir auf, lese ich alte Indoktrinierungs"literatur": Da werden die Mädels von Magda Trott und Co. ordentlich eingetuppert, auf das sie ab sechzehn gefälligst willenlos am Herde stehen, und auf dass ihnen bloß nicht auffällt, dass die Damen Autorinnen berufstätige Frauen waren. Erfolgreiche berufstätige Frauen. Lehrerinnen haben das in meiner Vergangenheit auch immer wieder versucht: Missbilligend drauf hingewiesen, dass ich arbeite, trotz Kind- und dabei gern vergessen, dass sie selbst genau das waren: Berufstätige Mütter.
AntwortenLöschenMänner sind, sich selbst gegenüber, da entschieden toleranter...
Die Herman ist ja auch eine überaus berufstätige Mutter... vielleicht neigen "Karrierefrauen" dazu, eigene unerfüllte Wünsche ihren Geschlechtsgenossinnen aufzupfropfen?
AntwortenLöschenDieses 50er-Jahre-Konzept (das Alex und ich ja irgendwie auch leben) geht heute ohnehin nur noch für eine winzige Minorität.
Aber wenn Arbeit endlich gerechter verteilt würde? So dass mehr Zeit für BEIDE Elternteile bliebe, die dann den Kindern zugute kommen könnte? Oder alleinerziehenden Eltern endlich keine Nachteile mehr aus der "Belastung Kind" erwüchsen?
Na ja... Paradiese halt... ;-)
Und bei aller Begeisterung für meine immerhin selbstgewählte Hausfrauenrolle: Hätte ich keine Ausbildung machen, nicht arbeiten, mir nicht den Wind um die Nase wehen lassen dürfen... ich wäre gewiss kreuzunglücklich und hätte das furchtbare Gefühl, etwas Wesentliches verpaßt zu haben.
Weshalb ich alles daran setzen werde, dass sich unsere Töchter aus einem Riesenstrauß von Möglichkeiten aussuchen können, wie sie ihr Leben führen wollen.
OHNE Pucki und Konsorten! ;-))
In aller Kürze ein Fundstück der letzten Woche, das irgendwie zum Thema passt. :)
AntwortenLöschenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Élisabeth_Badinter
Oh! Danke schön!
AntwortenLöschenAngenehm differenzierte Standpunkte.
Die Dworkin gehörte in den 80-90ern zu meinen gaaanz besonderen Freundinnen: Ihre mehr als merkwürdige These, das perfide Patriarchat hätte Telefonhörer und Türklinken ganz bewußt in Penisform gestaltet, um Frauen im Alltag permanent daran zu erinnern... öh... ja woran eigentlich... hmm... "wo der Hammer hängt" vielleicht... hat mein damaliges Telefonierverhalten stark beeinflußt! ;)=)
Ich verbrachte viele vergnügliche Stunden damit, mir vorzustellen, wie denn das entsprechende matriarchale Design aussehen könnte...
Der Feminismus trieb in der Zeit ja viele seltsame Blüten.
Unvergessen bleibt mir ein Nachmittag im "Cafe unter den Linden" während der Hamburger Frauenwoche. Am Nebentisch sechs engagierte und aufrechte Neo-Suffragetten, die lautstark mit Planungen beschäftigt waren. Es ging unter anderem darum, wie viele auswärtige "Gästinnen" die jeweilige WG aufzunehmen im Stande sei.
Sehr unterhaltsam.
Der realsatirische Höhepunkt wurde indess von einer der Frauen eingeläutet, die anmerkte, dass nur "Mitgliedinnen" unentgeltlich unterzubringen seien.
Ob dieser kreativen Wortschöpfung kehrte ein Moment ergriffener Ruhe ein...
Eine andere meinte schließlich: "Hmm... eigentlich heißt es ja DAS Glied..."
"Öh... ja...", erwiderte die erste und ergänzte eigensinnig: "ABER: Glied ist ja irgendwie auch männlich!" ...
Ich ging dann mit hochrotem Kopf um einen Lappen fragen, weil ich meinen Kaffee weiträumig über den Tisch versprüht hatte... :)=)
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer an den Fernseherinnen und Fernsehern...
AntwortenLöschenDas Mitgliederinnen-Phänomen wird allgemein häufig beobachtet. Und, was soll ich sagen: Es schmerzt schon beim Hinsehen.
Jau! Most definitely! Hehe... obwohl der Feminismus ja heuer gemeinhin deutlich entspannter daherkommt.
AntwortenLöschenWenngleich natürlich das alte Schlachtroß Alice auch heut noch gern "Wolf, Wolf!" blökt, so bald sie eines Chihuahuas ansichtig wird... :)=)
Weibliches sprachlich nicht schon per default unter das Männliche zu subsummieren, finde ich prinzipiell schon ganz in Ordnung.
Ist ja noch gar nicht so lange her, dass es DER BundesministER für Familie etc. Rita Süßmuth hieß... Und es war eine Lüneburger Beamtin, die einklagte, sich statt "AmtMANN" "AmtFRAU" nennen zu dürfen. Dass so etwas überhaupt einer Klage bedurfte, empfand ich damals als Armutszeugnis.
"Mitgliedin" war allerdings schon starker Tobak...
Die Amis sagen ja gern "HERstory" - was ich noch ganz charming finde, weil sie damit eine Geschichtssicht aus weiblicher Perspektive verbinden.
Na ja... so lange man nicht gleich HERsterisch wird... :)=)
Die Amtfrau finde ich grässlich- die Hierarchie, die beim Kommissar die Kette "Kommissar, Oberkommissar, Hauptkommissar" kennt, hat da beim Inspektor versagt. Sonst hieße es nämlich Hauptinspektor.
AntwortenLöschenHehe... um Deinen Post zu verstehen, musste ich mich erst durch die diversen Beamtendienstgrade googeln! :-P
AntwortenLöschenNee echt: Neu-Sprech hat so ihre Tücken. Schon als junge Siewachsene mühte ich mich um eine möglichst dorninnenlose Pfadin durch die Sprachdschungelette.
Kein leichtes Untsiefangen und von frauch bösem Siewachen begleitet!
Wundsievolle Begleitsierin durch linguistische Gender-Konfusion waren mir dabei die "Töchter Egalias", die mir halfen, diese schwierige Aufgabe zu fraustern! *stolz guck* :)=)
Ich knacke noch an "fraustern"- wieso? Warum nicht meistfraun *fg*? Und ich empfehle "Feminispräch" von den Misfits. Gibt Geschwüre an den Ohren, absie frau lsient was.
AntwortenLöschenAch, das captcha will von mir "seansaug" hören...
*strahl* Jo-ho! Getz werd' ich doch gleich mal hochetymologisch:
AntwortenLöschenMeister hat als Femininum nur Frau. Frau wiederum heißt ursprünglich Herrin, ist also mehr Rang- und Ehrentitel als Geschlechtsbegriff. Die wirkliche Entsprechung zu Mann ist Weib, was aber über die Zeiten eher zum Derogativ verkommen ist. Hat im Englischen einen ähnlichen Verlauf genommen: Master/Mister, Mistress/Miss; das germanische "Weib" findet sich nur noch in "Wife" - Und wenn Alex liest, wie ich hier fröhlich klugscheiße, läßt er mich zur Strafe wieder stundenlang Kartoffeln schälen... Möööh...
Bei "fraustern" hätte ich eigentlich auch das "er" ersetzen müssen - hab ich dann aber doch zugunsten der Verständlichkeit (wie auch bei Gender) gelassen, was mir die Hl. Alice verzeihen möge! ;-P
Ich schau gleich mal bei YouTube, ob ich den Feminispräch-Sketch finde... bislang kannte ich als haarsträubendstes Beispiel nur "Die Töchter Egalias", die mir meine damals beste Freundin gleich nach dem "Tod des Märchenprinzen" verordnete... ich will aber nicht alles auf meine schwere Kindheit schieben... ;-P
...und diese Captchas sind oft zu und zu komisch... :))
Cool- ich LIEBE schlaue Frauen. Bitte klugscheiße weiter, was das Zeug hält.
AntwortenLöschenDer "Tod des Märchenprinzen" ist das eine. Richtig, richtig unerträglich wird es, liest man Marilyn French. "Frauen" geht noch, weil irgendwo von Realität beleckt. Aber "Das Blutende Herz"? Da hab ich mir gewünscht, mich einschläfern lassen zu können wie eine Katze mit terminaler Erkrankung.
Herrin des Himmels, war das schlecht.
"Frau Meisterin" ist demnach eine Doppelung?
Ja - im Mittelhochdeutschen hieß Frô Herr, Frouwe Herrin.
AntwortenLöschenFrondienst leitet sich davon ab.
Meister bedeutet ja auch Herr. Insofern wäre Frau Meisterin wohl doppelt gemoppelt! Früher wurden Frauen ja häufig mit dem Beruf ihres Mannes angesprochen. :)
Frau Faust verwies auf Élisabeth Badinter - eine Feministin, die dieser unerträglichen Opfermentalität, die vielen feministischen Büchern anhaftet, eine klare Absage erteilt hat und dafür eintritt, Feindbilder zu überprüfen. Was ich ziemlich erfrischend finde.
Élisabeth Badinter hat auch über Mutterliebe geschrieben... sehr lesenswert.
AntwortenLöschenIch kenne ein Buch (ebenfalls lesenswert, aber bissel Selbsthilfe ist drin), das "Opfermentalität" unter die zwischenmenschlichen Sünden zählt. Da ist sehr viel Wahres dran.
Oh? Das würde mich sehr interessieren - Opfermentalität und Opferrolle ist bei uns häufig Thema.
AntwortenLöschenDer nämlich trauert Alex gelegentlich nach, seit sie mit großen Teilen ehemaliger Weiblichkeit über Bord ging.
Ich muss mich allerdings auch immer wieder mit der MIR innewohnenden Opfermentalität beschäftigen - nicht zuletzt, um ihm das Leben nicht zusätzlich schwer zu machen...
Tzäääh... :-/
Also, ich habe gesucht, und habe gefunden... das Buch ist ziemlich selfhelpy und esoterisch, aber ich mag es. Man hat es mir geschenkt in einer üblen und schwierigen Zeit, da hat es mir geholfen, wieder zu mir zu finden. Es heißt "100 Geheimnisse der Liebe" (Chuck Spezzano, Econ Ullstein List 2002),und zu Opferbereitschaft hat es das folgende zu sagen:
AntwortenLöschen...Opferbereitschaft ist Kompensation, die auf Selbstentwertung und vermeintlicher Unwürdigkeit beruht. Wir versuchen, damit unser Selbstbild zu verbessern, in dem wir das Selbst der Person benutzen, der wir Opfer bringen. Opferbereitschaft verbirgt Konkurrenzdenken und Koabhängigkeit, die wieder um Angst vor Weiterentwicklung verbergen...
Das läuft darauf hinaus, dass die Opferbereitschaft eine ungeforderte Bezahlung ist für etwas, was der so Bezahlte gar nicht verkaufen will. Im Grunde kennzeichnet es eine Erstarrung und ein verdecktes Nehmen unter der Maskierung des Gebens.
Das Buch ist in hundert kurze Kapitel geteilt, die jeweils eine kleine Meditation o. ä. zu bestimmten Themen anregen- man kann es nacheinander durchlesen, nach dem Zufallsprinzip einfach irgendwo reintippen, oder sich gezielt was aussuchen- mir hat es eigentlich immer dann was gesagt, wenn ich ihm zuhören konnte. SPezzano schreibt selbst, das Buch sei nach einem synchronistischen Prinzip aufgeteilt bzw. geschrieben- was immer das heißt.
Aber ich halte es in Ehren :-)
L
Oh wow... danke schön!
AntwortenLöschenKlingt ziiiemlich treffend...
Das setz ich doch gleich mal auf meine Wunschliste! :-)
Ach Mönsch, es ist aber auch nicht einfach, Alice ins Spiegelland zu folgen, und sich selbst dabei nicht zu verlieren.
AntwortenLöschenAber ich finde es gut, einfach anzufangen.
http://www.craveonline.com/sports/article/lingerie-football-league-season-kicks-off-84711
gruss grenzer
PS: Sorry, aber etwas Luft zwischen all die nahrhaften Zutaten steigert die Bekömmlichkeit, oder?
Köstlich geschrieben :)
AntwortenLöschenlg Marion
@grenzer: Du meinst, wir sollten es mal etwas ruhiger angehen lassen?
AntwortenLöschenAch was! Viel nützt viel! Und ein derbes Fell bedarf nun einmal einer groben Bürste! *lacht*
@Marion: Oh - danke schön, Süße... ein Kompliment, das mich aus Deinem Mund besonders freut! :-)